Water Seven - Hafen

Es war wirklich ein Glück, dass Shin immer Wert darauf gelegt hatte, ein sowohl schneller und wendiger als auch ausdauernder Kämpfer zu sein. Andernfalls hätte er in diesem Kampf einen noch schwereren Stand – nach allem, was er gehört und nun gesehen hatte waren ihm beide, was schiere Angriffskraft anging, überlegen. Keine guten Voraussetzungen. Er war ein wenig überrascht, als Aaron einfach ins Wasser zu springen schien, nur um dann einfach darüber zu laufen wie – nun ja, ein Wasserläufer. Noch bevor er jedoch auf den bevorstehenden Angriff reagieren konnte, tat dies Cervantes, indem er eine Art Sphäre um sich herum erschuf, er man wohl lieber nicht zu nahe kam. Mit einem weiteren großen Sprung brachte er sich in Sicherheit, als der Samurai seinerseits seine Schwerter einsetzte – und Schiff und Steg gleichermaßen in Stücke zerriss. Noch einmal war der Vizeadmiral von Herzen froh, seine Männer weggeschickt zu haben. Dennoch verlor er keine Zeit. Wasserläufer hin oder her, es war nicht das Lieblingselement eines Teufelskraftnutzers. Kleine Impatiens Balsamina. Durch den aufgewirbelten Staub etwas gedeckt spross eine Blüte aus seiner ausgestreckten Hand, auf deren Blättern sich etwa ein Dutzend, murmelgroßer Samen bildeten, die schon gleich darauf wie Pistolenkugeln davonschossen. Er zielte weniger direkt auf den Ex-Samurai, als vielmehr auf den Weg von seiner jetzigen Position zum Land, den er wohl bald einschlagen würde, um eben genau diesen abzuschneiden. Es war Glück, dass dieser Mann wohl nicht sehen konnte, was er da tat und was seine Kräfte waren. Sollte er doch ruhig denken, dass er mit Schusswaffen kämpfte, immerhin waren Geschwindigkeit und Wirkung von Kugeln und diesen Samen im Grunde identisch. Das könnte zumindest ein kleiner Vorteil sein.

Der Alte Herr schnaubte auf und sah Shin zustimmend an "Gut Gemacht...Es ist Niemand sonst zu Schaden gekommen richtig? Gute Idee ihm den Weg abzuschneiden...". Man sah ihm jedoch die Enttäuschung an. Gerade Aaron. Er war eigentlich so etwas wie ein Held für den Samurai. Klar, es klang ein wenig albern. Der 50jährige erfahrene Samurai hatte einen Helden...der auch noch wesentlich jünger war. Aber Aaron zeigte das man den richtigen Weg einschlagen konnte. Er selbst war doch einst der Vize-Kapitän der Kaiserbande Akuma's und ist dann auf die Seite der Weltregierung getreten. Was jetzt geschah bestätigte nur, was man Cervantes sagte. Er könnte sich nie ändern. Er würde früher oder später wieder zum Piraten werden. Zu einem grausamen Mörder ohne jegliches Gefühl für Ehre, kein Anstand NICHTS! Er wäre wieder diese miese Wasserratte die er war. Und all seine Bemühungen...alles was er getan hat um seine Taten wieder gut zu machen. Es wäre alles umsonst. Cervantes sprang an Land...ging in die Hocke und schüttelte bedrückt den Kopf.

Es war in der Tat beeindruckend, was alles möglich war, wenn man seine Teufelskräfte gemeistert hatte. Es war besonders beeindruckend, wie Aaron die seinen nutzte, um seine natürliche Schwäche gegenüber Wasser zu minimieren. Nachdenklich blickte der Vizeadmiral dem vogelähnlichen Wesen nach, als dieses mit dem selbsternannten Kaiser davonflog. Er konnte nicht umhin, eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Wenn der Kampf vollends entbrannt wäre, wäre deutlich mehr Schaden entstanden als dieser beschädigte Steg. „Ja“, antwortete er dem ‚alten Herrn‘, „ und das ist hauptsächlich Euer Verdienst.“ Daran gab es kaum etwas zu rütteln. Aaron schien vor der Marine nicht viel Respekt zu haben und er bezweifelte, dass seine Kräfte ausreichend gewesen wären, das zu ändern. Mit leichter Überraschung beobachtete Shin dann, wie der Samurai offensichtlich bedrückt zu sein schien – so absurd das wohl für jeden auch klingen mochte. Zugegeben, er wusste nicht viel über den Mann, aber das, was man ihm an Informationen bereitgestellt hatte, ließen ihn ungefähr ahnen, wo das Problem lag. „Jeder Mensch kann sein Schicksal frei wählen“ sprach er nach einer kurzen Stille langsam und mit nachdenklicher Stimme. „Aaron hat sich dafür entschieden, sich erneut gegen die Weltregierung zu stellen, seien seine Gründe nun gerechtfertigt oder nicht. Ihm erscheinen sie sicherlich richtig.“ Er warf Cervantes einen kurzen Blick zu. „Es ist ebenso möglich sich dafür zu entscheiden, für den Frieden einzutreten, sollten einem selbst die Gründe dafür gerechtfertigt erscheinen – welche immer es auch sein mögen.“ Damit wandte er sich ab und ging ein paar Schritte landeinwärts zu einem wartenden Soldaten, der sich offensichtlich nicht traute, näher heranzutreten. „Wie ist die Lage?“

Der Verfluchte nickte. Es war nun ohnehin zu spät. Er erhob sich wieder. Knurrte und richtete das Soul Edge in die Luft. Rammte es in den Boden. Schrie laut auf. Man sah wie die Energie ihn durchströmte. Die Energie der Männer dahinschwand. Die Leichen zu Staub zerfielen und der Samurai immer Jünger wurde. Als dann jeglicher untoter Körper verschwunden war sah der Samurai aus wie ein 30-jähriger. Der Wahnsinn! Cervantes sprach dann "Wir müssen ihn aufhalten...Versuchen wir seine Familie zu finden. Wenn wir sie erst haben, wird er alles tun was wir verlangen". Aus Enttäuschung und Frust wurde Zorn. Fatalismus. Er war bereit alles zu tun um den ehemaligen Samurai zur Strecke zu bringen. Menschen wie er waren Schuld an der misslichen Lage der Weltregierung. Sie verursachten Leid und sie waren es, die Cervantes immer wieder an seinem Handeln zweifeln ließen. War es denn richtig für die Weltregierung zu arbeiten? Oder waren sie es, die das richtige taten? Der Samurai schnauzte den Vize-Admiral nun an "Losloslos! Wirds noch was?", jegliche Form von Respekt war verflogen. Er wollte endlich loslegen.

Erneut veränderte sich die Miene des Vizeadmirals, als Cervantes sich in etwas hineinzusteigern schien. Anstatt jedoch, wie man es wohl von einem hochrangigen Mitglied der Marine erwarten würde, härte zu zeigen, trat erneut ein Ausdruck des Bedauerns ob der blinden Wut des Älteren auf seine Züge. Er ließ sich von dem Soldaten den Zettel mit allen bisher zusammengetragenen Informationen geben, bevor er sich erneut umdrehte. „Und was genau habt Ihr dann vor?“ Shins stimme blieb weiterhin ruhig, schließlich wollte er an die Vernunft des Samurais appellieren. „Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir sie ausfindig machen könnten, was dann? Es liegt keinerlei Strafbestand vor und wenn wir sie ohne einen solchen einsperren würden, würden wir uns der Entführung schuldig machen.“ Er schüttelte den Kopf und verspürte auf einmal eine tiefe Müdigkeit. Wie oft hatte er es schon erlebt, dass Mitstreiter und auch Freunde irgendwann diesem Zorn verfielen und sich gegen sämtliche Vernunft sperrten. „Und selbst wenn, was dann? Bekämpfen wir Feuer mit Feuer und werden selber zu Piraten?“ Mit einem leisen Seufzer strich er sich durch das Haar, während er auf das Meer hinausblickte. Viel zu oft hatte er es erlebt. Sie lebten in einer kaputten Welt, in der es nicht einfach war, Ideale und Moral zu bewahren. Gegen mehr als einen seiner Kollegen musste er selber vorgehen, als diese in blinder Rachsucht sprichwörtlich alles taten, um diese zu befriedigen. Manchmal fragte er sich, wie er es selber geschafft hatte, bei Verstand zu bleiben – oder ob er es gar nicht mehr war und ebenso wenig in der Lage, das überhaupt zu bemerken.

Der Samurai lachte nur auf "Er hat sich längst strafbar gemacht. Mit einem so hohem Kopfgeld ist er nahezu vogelfrei. Wir können tun und lassen was wir wollen..Ich bin kein Marinesoldat. Ich bin ein Samurai der Meere! Stell dich nicht an wie ein Waschlappen!" Knurrte der Verfluchte und stapfte dann auch schon in die Stadt. Die Taktik war keineswegs dumm. Die größte Schwachstelle des Giftmenschens war mit Sicherheit seine Familie..hat man sie im Griff, würde der neuste unter den Kaisern mit Sicherheit auf jede Forderung eingehen. Sicher. Die Idee entstand aus einer Kurzschlussreaktion heraus. Doch er hielt es für seine neue Bestimmung diesen Mann endlich aufzuhalten. Er gehörte ausgeschaltet!

Mit einem schnellen Schritt versperrte Shin dem Mann den Weg in die Stadt, noch bevor er richtig begriff, was er eigentlich gerade tat. Immer noch lag der Ausdruck des Bedauerns auf seinem Gesicht, der Ausdruck in seinen Augen jedoch schien sich zu verhärten. „Korrekt. ER ist vogelfrei. ER alleine.“ Wies er den Älteren zurecht. Seine Augen wurden wieder etwas weicher. „Es ist wahr, Ihr seid kein Angehöriger und somit nicht an irgendwelche Regeln gebunden – weder formell noch reell.“ Eine Tatsache, die auch viele Angehörige der Marine außer Acht ließen. „Aber ist das die Art und Weise, wie ihr für den Frieden eintreten wollt? Wie ihr gegen Piraten vorgehen wollt?“ Die Stimme des Offiziers wurde mit jedem Satz lauter. „Ihr wolltet euch von den Verbrechen Eurer Vergangenheit befreien, oder etwa nicht? Glaubt Ihr wirklich, das sei damit getan, indem Ihr euch einen anderen Titel zulegt, euer altes Verhalten jedoch beibehaltet?“ Erneut schüttelte er den Kopf, während wieder diese Müdigkeit in ihm emporkam. „Ich kann Euch nicht vorbeilassen.“ Seine Stimme war wieder vollkommen ruhig. Er versuchte erst gar nicht, in irgendeiner Weise bedrohlich zu klingen – er hätte wohl mehr Chancen, wenn er Cervantes dazu bringen würde sich totzulachen. So klang er einfach nur…ehrlich.

Es war ja wohl klar, dass dem Samurai so gar nicht in den Kram passte, was der Vizeadmiral da tat. Zumal Cervantes der Marine nicht tun wollte. Schon gar nicht einem hochrangigem Mitglied. Er knurrte den Mann an "Es sind nicht die Methoden, es sind die Ziele die Entscheiden", oh ja er war fest davon überzeugt, das es so funktionierte. Der Verfluchte schüttelte den Kopf "Ich respektiere deine Ansichten, allerdings kann man mit Kaisern nicht umgehen wie mit einem normalen Piraten. Sie sind innerdlich Bestien. Und Bestien gehören gezähmt". Und es musste sein. Cervantes hatte keine andere Wahl. Er fuhr fort "Geh mir aus den Augen...oder ich reiß dir deine aus!"

Shin gab keinerlei Regung von sich, ob diese Drohung in einschüchterte oder nicht. „Und wir zähmen sie durch weitere Verbrechen und stumpfe Gewalt? Wenn nur die Ziele entscheiden, warum bekämpfen wir uns dann? Er will Frieden für diejenigen, die ihm am Herzen liegen, wir doch genauso? Wenn wir schlussendlich ein ähnliches Ziel haben und dieselben Methoden anwenden um es zu erreichen, worin unterscheiden wir uns?“ Mit einem Mal wurde seine Stimme lauter und ein anklagender Ton schwang mit. „Mit welchem Recht wollt ihr behaupten, kein Pirat wie er mehr zu sein, wenn sich eure Taten doch in keinster Weise unterscheiden?“ Es widersprach ihm eigentlich völlig, solche Anschuldigungen auszusprechen. Allerdings hatte er Erfahrung mit dieser Art von frustrierter Wut, unter deren Einfluss es nicht leicht war, zu jemandem durchzudringen. Außer man traf ihn dort, wo er empfindlich war. „Es ist sowohl meine Pflicht als auch mein Wunsch die Bewohner dieser Stadt vor Verbrechern zu bewahren. Und wenn Ihr vorhabt, ein solches zu begehen, so kann Ich Euch nicht vorbeilassen.“ Erneut war keinerlei Drohung in den Worten. Es war eine schlichte Feststellung.

In diesem Moment überdachte der Samurai seine Entscheidung wohl. Nein, nicht die Entscheidung Jagd auf Aaron zu machen, Nicht jene, welche Methoden er einsetzen will. Nein ganz einfach. Er überdachte die Entscheidung mit Shin zu arbeiten. Dieser hielt ihn nur auf! Der Samurai kehrte einfach nur um. Die Schwerter in die Luft geschleudert rasten sie von allein wieder aufs Schiff. Cervantes konnte seine Verbindung zu den Schwertern nutzen und ließ sich hinterher ziehen. Er musste dafür zwar ein wenig durchs Wasser paddeln aber das war kein Problem. Und kaum auf dem Schiff manövrierten die Krieger des Verfluchten das Schiff wieder zu einem neuen Ziel

GT:???

Mit einem nicht gerade leisen Seufzer entließ Shin den unbewusst angehaltenen Atem wieder – wie wohl jeder andere auch, der sich in Sichtweite befand. Es war außerordentlich bedauerlich, dass die beiden so auseinandergingen, aber bedeutend besser, als wenn die halbe Stadt in Trümmern lag. Eigentlich könnte man sagen, dass sie heute fast schon unverschämtes Glück hatten, auch wenn sich der Vizeadmiral nun wirklich nicht so fühlte. Leicht den Kopf schüttelnd drehte er sich zu dem Kapitän seines Schiffes um, der ihm mitteilte, dass die Erste Hilfe geleistet war und die Stadt allmählich anfing, die Bewältigung der Schäden selber in Angriff zu nehmen. „Schickt eine Nachricht an das Hauptquartier. Sie sollen eine neue Einheit herschicken“ gab er den Befehl, weiterhin eine Art von Müdigkeit in der Stimme. Es gab zwar glücklicherweise nur wenige Tote, dafür jedoch umso mehr Verletzte. Fakt war, dass die Einheit für längere Zeit nicht mehr einsatzbereit sein würde. Sich eine Strähne aus dem Gesicht streichend ging er in Richtung seines Schiffes. Ihm lief ein leiser Schauer über den Rücken, als er über die Reaktionen seiner Vorgesetzten nachdachte. Diese würden über die Neuigkeiten sicherlich alles andere als erfreut sein…

tbc: ???